Von den Befürwortern der Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofes heißt es nur: „Jaja, die sind doch gegen alles.“ Aber das ist es nicht. Die Art, wie hier mit wichtigen Entscheidungen umgegangen wird, gefällt auch mir nicht.
I. Kosten
Es fängt ja schon bei den explodierenden Kosten an: Statt bei einem Betrag von erst 2,025 Milliarden Euro (Quelle), anschließend 2,89 MIlliarden Euro, sind es nun doch etwa 4 Milliarden Euro die das Projekt kosten soll (Quelle). Doch dabei wird es ebenfalls nicht bleiben: Laut einer Berechnung des Bundesrechnungshofes von 2008 sollen sich die Kosten auf insgesamt 8,5 Milliarden Euro summieren, das Umweltbundesamt geht sogar von einer Summe in Höhe von 11 Miliarden aus (Quelle).
II. Demokratie
Die Befürworter des Großprojektes argumentieren gerne damit, dass bereits eine Abstimmung über den Bau stattgefunden habe. Das stimmt: Aber 1995 wussten die beteiligten Politiker gar nicht, was heute bekannt ist. Damals ging man zum einen davon aus, dass die Kosten komplett durch Grundstücksverkäufe wieder eingenommen werden würden. Das ist nun nicht mehr der Fall. Außerdem sind da noch die bis heute nicht abschätzbaren Risiken aufgrund von 60 km Tunnel durch schwierigstes Gebirge mit Höhlen und die bis heute nicht nachgereichte Kosten/Nutzen-Rechnung, die sonst für jede Investitionsentscheidung von großer Bedeutung ist (Quelle).
In einer aktuellen Umfrage des Stuttgarter Marktforschungsinstituts MM-Research GmbH haben sich 55 Prozent der Befragten als Gegner des Bahnprojekts Stuttgart21 bezeichnet. Als Befürworter von Stuttgart21 bezeichneten sich in der Umfrage 28 Prozent der Bürger (Quelle).
III. Baubedenken
Die Bahn verkündet in Broschüren, über Hunderte von Probebohrungen im Stuttgarter Stadtgebiet. Doch verheimlicht wird, dass Anhydrit gefunden worden ist. Das ist ein Mineral, welches in Berührung mit Feuchtigkeit um 50 Prozent anschwillt und unaufhaltsam alles zur Höhe oder zur Seite drängt, was in seiner Nähe ist. Ein gefährlicher Vorgang, der von Physikern als „Salzsprengung“ bezeichnet wird (Quelle). Die Mineralquellen unterhalb des Stuttgarter Zentrums, die europaweit die zweitgrößten sind, sind außerdem in Gefahr. Übrigens werden S21 auch zwei Discos zum Opfer fallen – eine davon in einer Tunnelhöhle, die nie zu Ende gebaut wurde. Der Grund dafür: Anhydrit!
IV. Denkmalschutz
Der Bau des Architekten Paul Bonatz (Eröffnung 1922) steht unter Denkmalschutz und soll trotzdessen abgerissen werden. Laut einem Bericht der Stuttgarter Nachrichten soll der Bau des neuen Bahnhofs auch ohne Abriss der Seitenflügel möglich sein (Quelle).
V. Verlust für die Umwelt
Auf 4,4 Hektar sollen mehr als 280 alte Bäume (Platanen, Bergahorn, Eichen, Ulmen, Rosskastanien, Rotbuchen und andere) mit bis zu fünf Metern Stammumfang gefällt werden. 291 neue sollen zwar gepflanzt werden – die 96 größten davon mit einem Stammumfang 35 bis 40cm. Lächerlich, verglichen mit den 80 bis 500cm bei den zu Fällenden (Quelle).
VI. Weitere Links zum Thema
Gutachten des Umweltbundesamtes [PDF]
Blog der Mahnwache
Mehr zum Thema Kopfbahnhof 21
Argumente & LiveCam Stuttgart
Ach, zum Schluss noch ein kleiner Vergleich: Der Hauptbahnhof in Salzburg hat 900 Millionen Euro gekostet, das höchste Gebäude der Welt 1 Milliarde. Der Stuttgarter Hauptbahnhof soll 7-11 Milliarden kosten. Da ist doch etwas falsch gelaufen…!