Auf meinem Blog existiert eine Seite mit Spaß-Selbstmordmethoden. Zwei Beispiele: „Gehe auf eine Lesbendemo mit dem T-Shirt „Ich fi** euch alle!“„, „Öffne in einem U-Boot das Fenster, um die Fische zu streicheln!“. Schon 2007 hatte ich dieses Meisterwerk der Satire gebloggt. Scheint nicht jedermanns Geschmack gewesen zu sein, denn eine Besucherin, die per Google-Suche nach „Selbstmordmethoden“ auf diese Seite kam, kommentierte wie folgt:

Dein Liste ist echt scheiße.

Ich werde es trotzdem tun. Bis auf ein baldiges wiedersehn in der Hölle oder Himmel

Für mich Grund genug die Polizei zu alarmieren, denn am Tod einer Person, die den sogar schon ankündigt, möchte ich nicht verantwortlich sein.

  • 19:58 Uhr – Die Person verfasst den obenstehenden Kommentar auf meinem Blog.
  • 21:15 Uhr – Sofortige Alarmierung der Polizei (Polizeiinspektion Ingolstadt) per Telefon. Ich erzählte der Dame von IP-Adresse, Username, Mailadresse, über Datum & Uhrzeit, bis hin zu meinen Personalien alles.
  • 21:50 Uhr Beamte treffen in der Jugendherberge ein. Die Dame am Telefon hatte erwähnt, dass ich höchstens zurückgerufen werden würde. Die beiden haben keine Ahnung von den bei der Telefondame abgegeben Informationen & beginnen auch nach dem Hinweis, dass ich diese Daten bereits genannt hat, mit der Neuaufnahme der  Daten.
  • 22:31 Uhr – Beamte aus der Kriminalinspektion Fürstenfeld meldet sich telefonisch. Er möchte, dass ich Kontakt zu der Dame aufnehme. Ich willige ein.
  • 22:35 Uhr – Ich beginne meine eigenständigen Ermittlungen. Als erstes teste ich, ob die Mailadresse existiert: Positiv. Ich sende eine Mail mit Bitte um ein Telefonat. Anhand der Telefonnummer hätte die Polizei sie orten können. Über das Internet konnte ich nach einer halben Stunde 7 Personen mit dem Nachnamen ausmachen. Per Usernamesuche kein Erfolg. Sie hatte auf meine Mail nicht geantwortet.
  • 23:20 Uhr – Erneuter Anruf von der Kriminalinspektion Fürstenfeld. Zum dritten Mal gebe ich nun die web.de-Adresse meiner Internetseitenbesucherin heraus. Schlechte Kommunikation bei der Polizei… Ich gebe meine Ergebnisse der Webrecherche bekannt.
  • 00:05 Uhr – Erneuter Anruf von der Kriminalinspektion Fürstenfeld. Für heute würde die Suche nach der Person eingestellt.
  • Nächster Tag, Mail von meiner Kommentartorin, irgendwann mittags:

Betreff: Keine Selbstmordgedanken mehr.
He!

Danke das du mir hilfe angeboten hast. Mir geht es einwenig besser als gestern. Ich habe heute auch mit meiner Pyschologin noch mal ausführlich darüber gesprochen.

Sorry wenn ich mich auf deiner seite einwenig komisch ausgedrückt habe.

Der Verwaltungsaufwand für so etwas ist viel zu hoch. Da müsste mehr getan werden. Warum können die anhand der IP nicht den Besitzer herausfinden? Was wäre, wenn nachts ein Amoklauf angekündigt würde? Könnten die dann ebenfallss den Urheber nicht ausmachen? Für mich war diese Aktion übrigens eine Art Selbstverständlichkeit. Ich finde Zivilcourage wichtig.

  1. twietee
    Sep 29, 2009

    Ja, genau! Ich finde, jeder sollte sich mit seinem Ausweis einloggen müssen!
    Dann bräuchte man auch keine Passwörter mehr und jeder wüsste, mit wem er es gerade zu tun hat! Bei unliebsamen Kommentatoren oder Menschen, die nicht die eigene politische Meinung vertreten, kann man dann auch gleich vorbeifahren und denen aufs Maul geben. Und die Werbeindustrie könnte endlich auf diese blöden Erhebungen verzichten und wüsste genau, wer was kauft und benötigt.
    Ich finde sogar, jeder sollte eine Pflichthomepage haben, die Fotos enthält (verschiedene Outfits und nackt) und auf der Alter, Beruf, Familienstand, sexuelle Vorlieben usw. veröffentlicht werden.

    Das würde echt einiges vereinfachen…

    Schonmal was von Überwachung gehört? Misstrauen in Autoritäten? Big wall of China (die im Internet)? Nachdenken, nicht losplappern!

    T

    Antworten
  2. Ratzingeronline
    Sep 29, 2009

    So einen dummen Kommentar habe ich selten gelesen. Du sagtst es selbst: „Nachdenken, nicht losplappern“ und hast es dennoch nicht drauf. Ich wehre mich seit Monaten gegen Überwachung – aber den Besitzer einer IP-Adresse herauszufinden darf wohl nicht zu viel verlangt sein, oder?

    Du hast es nicht drauf. Ganz und gar nicht. Geh lieber schnell nach Hause und drucke Dir das Internet aus!

    Antworten