"Die Bahn – so’n Schmarrn", oder: "Camping in Kempten".

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Könnte ich schon wieder ausrasten! Dies ist der Standardsatz, den ich derzeit immer wieder in Verbindung mit der Deutschen Bahn hören muss und auch selbst schon gedacht habe. Jedes Mal, wenn ich mit der Bahn unterwegs bin, wünschte ich, ich hätte meinen Führerschein doch schon gemacht. Stammleser meines Blogs haben hier schon öfter über diese Problematik gelesen.

Heute war es mal wieder so weit. Ich war auf Überraschungsbesuch bei meiner Oma im Schwarzwald und wollte am Abend zurück nach München. Mit Absicht hatte ich nicht die letzte, sondern die vorletzte Verbindung als Meine Reisemöglichkeit ausgesucht. Um 00:08 Uhr sollte ich in Possenhofen ankommen. Perfekt eigentlich, schließlich sollte ich am nächsten Tag um 09:00 Uhr arbeiten. Doch als ich losfahren wollte, stand auf der Anzeigetafel: „20 Minuten Verspätung“. Somit konnte ich meinen Anschlusszug in Donaueschingen nicht mehr erreichen – dieser müsste sonst 7 Minuten warten. Das tat er natürlich nicht. Katastrophe, denn nun würde ich um 06:48 Uhr in Possenhofen ankommen. 7 Minuten Verspätung, machen für mich 7 Stunden Verspätung. „Sie werden heute nicht mehr nach Hause kommen. Ich wünsche Ihnen eine Gute Nacht!“ – Das war alles, was der „Service“-Mitarbeiter der Bahn zu mir sagte. Und mir noch eine Gute Nacht zu wünschen – eine Frechheit. Schließlich sollte ich länger als 4 Stunden AUfenthalt in Kempten / Allgäu haben.

Ich will diese Menschen mal dasselbe erleben sehen: Ohne Zahnbürste, mit trockenen Augen da Kontaktlinsen auf einem nachts eiskalten Gleis mitten im Allgäu.

So gings dann also los. Ein erster Lichtblick, nachts um 23:33 Uhr mitten in Lindau am Bodensee. Ein bisschen Aufenthaltszeit hatte ich hier. Ich sah mir den Leuchtturm und den Löwen direkt im Bodensee an und mir ging es wieder ein bisschen besser. Da störte auch der Ösi aus Klagenfurt nicht, der mir erzählte, dass er eben in Friedrichshafen in „die Puff“ gewesen war. Er erzählte mir ausserdem von seiner Weltanschauungstheorie, die ich nicht ganz teilen konnte und seinem Pech, sich mit 20 von einer ungarischen Prostituierten im Vollrausch entjungfernt lassen zu haben. Noch toller wurde es dann, als er mich endlich verließ und der Schaffner mir – um diese Geschichte zu schreiben – erlaubte, in der 1. Klasse mitzufahren. Nicht ganz so nobel, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mir wurden nicht einmal die sonst üblichen Wasabi-Nüsse gereicht :).

Anstrengend – das war das richtige Wort für diese Tortur in Form einer Bahnfahrt. „Angenehme Reise“- und „Die Bahn – preiswert & zuverlässig“-Schilder ließen einen Hauch Hohn aufkommen. Tolle Selbstpropaganda, die dieses Millardenunternehmen da an den Tag legt. Auch wenn ich Selbstpropaganda manchmal selbst betreibe, so schien mir das in dieser Situation wohl noch mehr als unangebracht. Weiter ging es durch die dunkle Nacht – durch eine mir nicht allzu bekannte Gegend, doch immerhin in der 1. Klasse. Die Landesgrenze nach Österreich wurde überschritten. Dort sollte ich zumindest die Nacht einige Stunden verbringen. Völlig ungewiss, ob ich auch hier noch mit meinem Dienstausweis fahren dürfe. Wohl eher nicht. Der Regen prasselte immer stärker an das Fenster meines Geisterzuges und ließ in mir doch Unbehagen aufsteigen. Und die Hoffnung, dass der Kemptener Bahnhof überdacht sei. Ein Blitz, der am Fenster erstrahlte, machte die Stimmung nicht gerade gemütlicher und der Hintern schmerzte von den insgesamt mittlerweile über 8 Stunden Zugfahrt.

Minuten um Minuten vergehen. Meinen PC habe ich endlich mal wieder etwas ausgemistet, während der Fahrzeit. Es ist 00:20 Uhr. Um diese Zeit wäre ich gerade zu Fuß an der Jugendherberge angekommen. Gleich würde es ins Bett gehen – oder noch kurz an den Fernseher. Deprimierend diese Gedanken. Noch deprimierender ist, dass das nicht meine Idee gewesen war. Die Bahn ist Schuld. Hätte man nur 7 Minuten auf mich gewartet…! Das Allgäu habe ich mittlerweile erreicht. Der Moment der obdachlosen Nacht rückt immer näher. Und eigentlich möchte ich den warmen Zug gar nicht verlassen. Müdigkeit macht sich trotz Gesicht waschen und Augenmassage immer mehr breit. Man wird schließlich auch älter… Apropos: Von meinen Augenringen darf ich erst gar nicht beginnen, zu berichten. Ich verloren – irgendwo in Österreich und in knapp 8 Stunden ist Dienstbeginn…!

Kälte bricht über mich herein. Ganz alleine, mitten im Allgäu stehe ich auf dem Bahngleis. Noch bevor ich mich fragen kann, was ich mit meinen 4 Stunden Aufenthalt anfange, spricht mich ein französisch-arabischer Österreicher mit deutscher Staatsangehörigkeit an, der eben aus Shanghai gekommen war an, ob ich ihm Feuer geben könne. Um die 55 wird er wohl gewesen sein. Charmanter, französisch-österreichischer Akzent, ließ ihn gleich mir sympathisch werden. Von anfänglichen Smalltalks über Allah und die Welt, wurden wir langsam wärmer und sprachen über thailändische Transvestitprostituierte und brasilianische Cocktails. Auch über chinesische Gründlichkeit und mexikanische Bohneneintöpfe wurde gesprochen. Über 4 Stunden hatten wir uns so die Zeit vertrieben, zwischenzeitlich nur kurz gestört durch einen Telefonanruf seiner preussischen, blonden Ehefrau, mit der er zwei hübsche „schokofarbene“ Töchter hat. Doch dann reichte es mir wirklich. Ans Schlafen war diese Nacht zwar wohl eher nicht mehr zu denken, dennoch musste ich langsam los. Ich ließ den Mann bei den kalten Temperaturen im T-Shirt auf dem Bahnsteig zurück und fuhr selbst in Richtung München durch die regnerische Nacht.

Blog.de-Party & Hausbesetzer.

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Nur noch kurz ein paar Worte zur Party von blog.de.

blog.ddeHabe ja schon live berichtet – leider etwas angedüdelt. Hat sich aber echt gelohnt zu kommen, auch wenn ich ein paar Blogger mehr erwartet hatte. Joern40 ist der erste Blogger, den ich LIVE getroffen habe. Blaubeerina hat mich sofort erkannt, ohne dass ich mich vorstellen musste. Alle Blog.de-Mitarbeiter haben sich sehr über meine Transaktionslistte bei blog.de amüsiert: Rückbuchung, Doppelbuchung, Stornierung, Neubuchung, Spontanne Überweisung, … und und und. Hab aber versprochen, dass das in Zukunft nicht mehr passiert.

Sonnenbrand ist leicht abgeklungen, aber blöderweise bin ich dennoch noch etwas seltsam rot im Gesicht. Sowas kommt vom zu langen demonstrieren ohne Nivea dabei zu haben…

Fotos gibts keine. War zu faul, die Kamera mitzunehmen. Würde jemand sehen wollen, wie es dort aussieht und wie es war, hätte er ja auch persönlich kommen können .

War supergelungen.

Hatte zuvor noch ein Interview mit einem 36-jährigend Hausbesetzer. „Früher war alles besser“, klagte er. „Da hat die Polizei manchmal erst nach 2-3 Monaten das Haus gestürmt, heutzutage kann das schon nach 2 Stunden vorkommen“, fügt er hinzu. Im Stadtgebiet war er bekannt. Wir unterhielten uns 30 Minuten und er kannte nahezu jede zweite Person. Stolz auf sein Leben, berichtet er, sei er nicht – er müsse jeden Tag überleben. Momentan lebt er von Hartz IV und „Schnorren“, wie er sagt. Und schon wieder ein Zufall: Der sich „Oli“ nennende Hausbesetzer kommt aus Löffingen – einer Ortschaft wenige Kilometer von Villingen und erzählt detailliert über seine Zeit auf der Hotelfachschule. Seit er 10 ist, sei er schwul, erzählt er und das wurde dort im Süden nie richtig akzeptiert. In Berlin ist das anders. Und deshalb… liebt er diese Stadt. Auch wenn er trotzdem einmal im Jahr nach Baden-Württemberg vorbeischaut. Momentan lebt er in einer heruntergekommenen Wohnung eines besetzten Hauses mit seinem festen Freund.

Bodensee – 4. Tag

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FRÜHSTÜCK?! – JETZT NICHT!!
Nach dem was gestern Abend wieder abging war es wieder einmal Horror um 7 Uhr aufzustehen. Ich packte es nicht und blieb einfach im Bett liegen. Schlafen lautete die Devise. Blieb mir nichts andere übrig, als um 8 dennoch aufzustehen. Voll verkatert versuchte ich vorm Spiegel mein Glück mit einer Restaurierung. Natürlich ohne Erfolg. Augenringe, schlimmer als der Papst. Muss die wohl sowieso von ihm haben xD. Abfahrt war um halb 9.

FRÜHER FLIRT
Es war schön noch etwas im Bus sitzen zu können. Mir fiel mittlerweile auf, das laura wohl meine Nähe suchte. Sie saß immer direkt vor mir im Bus, doch heute war es anders: Sie setzte sich neben mich. Und das in meinem Zustand! Ich war wirklich nicht ganz auf Unterhaltung aus, aber ich gab mein bestes mich so wach wie möglich zu zeigen. Schließlich saß eine ziemlich heisse Braut neben mir. Wie schon gesagt: Ich gab mein bestes, aber sie schien mich nicht zu verstehen. Das Problem: Ich spreche kein Französisch und sie nur wenige Wörter Deutsch. So konnten wir uns nicht unterhalten. Auch mit Händen und Füßen klappte es nicht wirklich. Aber es war süß, wie sie mich immer ansah, wenn sie etwas nicht verstand und sie dann anfing zu lächeln. Fantastisch. Sie war echt nett und gab auch ihr bestes, mich zu verstehen. Jasmin aus meiner Klasse schien eifersüchtig auf mich zu sein. Ich glaube die ist echt lesbisch. Ständig sah sie zu mir herüber, als ich nach einem Wort fragte, ob sie es mir übersetzen könne, antwortete sie „Flirte gefälligst allein bei mir. Ich bin nicht dein Flirthelfer“. Hat mich tierisch sauer auf sie gemacht. Hab sie dann noch schnell beleidigt.

EIN BISSCHEN PFLICHT MUSS SEIN
Wir kamen dann irgendwann in der „Bodenseewasserversorgung“ in Sipplingen an. Ein Werk, das 4 Millionen Menschen mit Bodenseetrinkwasser versorgt. Boah war das schön, als ich den Trinkbrunnen dort sah. Ich trank und trank und trank, da ich so einen Brannt hatte. Mir war echt nicht gut. Einer unserer Gruppe rannte auf die Toilette. Ihm schien es ebenfalls nicht gut zu gehen. Die Frühung war interessant, wir konnten oftmals auch sitzen, z.B. während des Films. Als wir mit dem Bus weiterfuhren und die kurvige Straße hinabfuhren, war mir wirklich sehr schlecht und ich musste mich beherrschen nicht nach dem Kotzeimer zu fragen.

MITTAGESSEN IM STERNEHOTEL
Nach einiger Zeit kamen wir dann an der Klosterkirche Birnau an. Eine wunderschöne Kirche, mit der ich viel verbinde. Sie ist im Rococo-Stil erbaut und wurde gegründet durch die Zisterziensermönche, die sie noch immer verwalten. Zu dem zeitpunkt war dort leider eine Messe und so mussten wir etwa 3 Kilometer nach Unteruhldingen wandern, im Kater-Zustand kein schönes Erlebnis. Während die meisten auf den Basar oder zum Imbiss gingen, wollte ich mir mal wieder etwas Luxus gönnen und setzte mich zum Essen in ein 4-Sternehotel. Vorspeise war Tomatensuppe mit Sahnehäubchen und Hauptgang Maultaschen mit Käse überbacken. Man war ich satt – ein Nachtisch hätte mich umgehauen. Etwas zu spät erschien ich zum Treffpunkt mit meiner Klasse: Vorm Pfahlbautenmuseum.

BLICK IN DIE VERGANGENHEIT
Ich war mir nicht sicher, was ich unter „Pfahlbaumuseum“ verstehen sollte. Das es sich um allgemein Steinzeit handelte war mir nicht bewusst und so ging ich erst ziemlich ungern rein. War dann aber doch ziemlich interessant. Knochen, Schädel und antike Gegenstände waren zu bewundern. Schon in der Bronzezeit gab es eine Art Türschloss – faszinierend.
Die Führung fing an und wir hatten einen symathischen Führer. Mit ihm gingen wir über Stege zu den einzelnen Pfahlbauten, in welchen immer Dinge beschrieben wurden. Ein Haus war eine Werkstatt, ein anderes eine Wohnung und so weiter.
Heute hatten wir eine neue Begeleit-Lehrerin bekommen, da die andere auf eine Fortbildung musste. Sie ist 28 und heisst Frau K. Von allen wird sie aber inoffiziell Gülcan genannt, da sie eine große Ähnlichkeit mit der Moderatorin hat. Nach der Führung liefen ich Matze und Klaus noch etwas mit ihr herum und rauchten eine. Endlich mal eine Lehrerin die auch dazu steht das sie raucht. Sie wollte uns etwas sagen, aber statt „Das wichtigste…“, fing sie an „Das Wix…äähmm“ und Matze und ich fiel es nicht leicht uns das lachen zu verkneifen.

WUNDER DER BAUKUNST
Der Bus holte uns von hier wieder ab und wir fuhren zurück zur Klosterkirche Birnau. Alle waren fasziniert von diesem Bau, selbst die Leute, die sagten, sie können Kultur nicht ab, waren begeistert.

DAS SELBE RITUAL
Naja, es folgte heute das selbe Ritual wie jeden Abend. Zuerst die Tagesbesprechung, dann das Abendessen. Ich war heute dran über das Kloster Birnau zu berichten. Ich wusste allerdings nicht mehr wirklich viel. Die Informationen solle ich dann über das Internet herunterladen, so Herr Dr. Nawrath, unser Lehrer. Dafür ging dann die Besprechung zur Bodenseewasserversorgung umso länger. Gründung 1954 und so weiter… Abendessen folgte schnell. Die Deutschen hatten mal wieder alles gedeckt und die Franzosen setzten sich undankbar an die Tische, als wären wir deren Personal. Heute Abend mussten wir unsere Strafe einlösen. Klaus und ich und zusätzlich noch Franzosen mussten den Spüldienst übernehmen. Klaus und ich mussten das ja, wegen der Sache am Montag, als wir in der nacht die Mädels am fenster kennenlernten und dabei etwas lauter waren.

STEHPARTY IM GANG
Zusätzlich hatte unser Lehrer der ganzen Klasse mal einen kurzen Abend vorgeschlagen. Wir sollten alle um spätestens 11 Zuhause sein. Keiner sagte etwas dagegen und es lief eigentlich auch ganz okay. Alle nahmen sich vor heute auch mal einen „Nüchternen“ zu machen, was bei den meisten nicht wirklich klappte und sie schon wieder neben der Wodkaflasche einschliefen. Ich hielt mich an meine Vorsätze und trank nichts. Klaus, Alex und ich trafen uns in so ner Sitzecke mal wieder mit unseren Girls aus Jever. War ganz lustig, da mal nüchtern zu sein. Um 11 Uhr nachts standen etwa 5 Leute, inklusive Lehrer im Gang und hielten eine Stehparty. Irgendwann sagte mein Lehrer „ein Bier wäre jetzt nicht schlecht“ und so kamen die Franzosen mit einem Fass angelaufen. Mit der Zeit wurden es immer mehr Leute. Irgendein Lehrer, dessen Namen ich nicht nennen darf brachte uns einen Trinkspruch bei „Vom Boden zur Muschi, Prost Uschi!“. War natürlich mal wieder ein Brüller. Bald waren sicher 20 Leute im Flur. Ein Glas Bier ließ ich mir dann doch andrehen. Gruppenzwang xD.
Vom Zivi des Hauses wurden wir dann zur Ruhe angewiesen. Obwohl niemand – auch die Lehrer nicht – schlafen gehen wollte, blieb uns wohl nichts anderes übrig.